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Iridium Flare in Lyra

Datum:08.08.1999 Uhrzeit:1:47 UT Belichtung:5 min
Feld:10o x 15o Emulsion:Kodak Royal Gold 400 Select Filter:keiner
Optik:f=135mm, 1/2.8 Ort: Hoher List Beobachter:T. Credner, K. Bagschik

© Copyright bei den Beobachtern

Seit 1997 sind 66 Kommunikationssatelliten der Iridium Familie auf ihrer Erdumlaufbahn in Betrieb gegangen. Diese haben jeweils drei flache Antennen in etwa der Größe einer Tür, welche durch eine Silberbeschichtung quasi perfekte Spiegel bilden. Wenn diese Antennen das Sonnenlicht zu einem nächtlichen Beobachter reflektieren, so kann man ein für das dunkeladaptierte Auge blendend helles Aufleuchten von bis zu -8 Magnituden beobachten.

Das obige Bild zeigt solch einen hellen "Iridium Flare" im Sternbild der Leier. Beim Helligkeitsvergleich mit dem 0 mag hellen Hauptstern der Leier Wega (alpha Lyrae) muss man jedoch die Satellitenbewegung mit berücksichtigen. Wega ist fünf Minuten lang belichtet worden, während der Satellit nur etwa zehn Sekunden für seinen sichtbaren Pfad am Himmel brauchte.

Auch wenn solch eine künstliche "Lichtverschmutzung" durch Satelliten normalerweise ärgerlich für Astronomen ist, so ist die Beobachtung eines solch hellen Flares doch sehr beeindruckend. Und speziell obige Belichtung ermöglicht einen sehr interessanten Vergleich zweier unserer wichtigsten astronomischen Standardsterne: Wega und unsere Sonne ! Die blau erscheinende Wega repräsentiert den Spektraltyp A 0. Solche Sterne definieren den Nullpunkt von einigen astronomischen Filtersystemen, z.B. vom weit verbreiteten Johnson-Cousins UBVRI Filtersatz mit der Beziehung U = B = V = R = I. Wegas Farbtemperatur ist etwa 15000o K. Unsere Sonne dagegen ist vom Spektraltyp G 2 und hat eine "kühlere" Farbtemperatur von etwa 7000o K. Der Farbunterschied kann leicht im Bild gesehen werden. Sonnenlicht wird oft als Standardweiß des natürlichen RGB-Farbsystems benutzt, speziell für Tageslichtfotografie. Aber auch viele Amateur-Astrofotografen, die CCD-Kameras benutzen, kalibrieren ihre Farbbalance mit Sonnenlicht. Degegen erscheint der Flare in der Fotografie eher etwas gelblich (mein persönlich visueller Eindruck war eher grün). Jedoch waren die Beobachtungen durch dünne Wolken beeinträchtigt, welche einen leichten Weichzeichnereffekt erzeugten. Dies kann durchaus auch etwas die sichtbare Farbe beeinflusst haben (wie z.B. bei Aureolen).